Erdbeben in Japan – Meinung zu Medienberichten

Dass die Meldungen zu den Problemen bei den Atomkraftwerken in Japan sehr unterschiedlich und teilweise widersprüchlich sind, sollte mittlerweile jedem klar sein. Gab es nun eine oder zwei Explosionen, sind drei oder fünf Reaktoren betroffen. Laufen Kühlungen nun oder nicht oder nur zu einem Teil? Viele ungeklärte Fragen und je nachdem welche Quelle man heranzieht, ist bereits von SuperGAUs die Rede oder von der Verstrahlung ganzer Landstriche.

Die Menschen in Japan hat es wirklich schon dank des Erdbebens und des darauffolgenden Tsunamis sowie im Süden durch den seit Januar wieder sehr aktiven Vulkan „Shinmoedake“ schwer getroffen. Die Auswirkungen der zerstörten Infrastruktur und der schwere Schlag für die Wirtschaft werden Ihr Ausmaß erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

Ohne nun das Schicksal der Menschen in diesem Land herunterspielen oder die Gefahr vor Verstrahlung unter den Tisch kehren zu wollen, möchte ich mich etwas kritischer mit diesem Thema befassen. Zusammengefasst sehe ich die derzeitige Situation wie folgt:

  1. Beim Erdbeben haben sich alle Reaktoren in den betroffenen Gebieten automatisch abgeschaltet oder wurden manuell abgeschaltet und die Brennelemente eingefahren. Es gelten in Japan generell strenge Bauvorschriften für AKWs. Am Meer liegende Kraftwerke müssen Mauern gegen etwaige Tsunami-Wellen besitzen und der Bau darf generell nur auf felsigem Untergrund erfolgen. Erdbeben bis Stärke 8 müssen ausgehalten werden.
  2. Die Kühlung funktionierte wenige Stunden nach dem Beben zunächst noch einwandfrei bei allen Reaktoren.
  3. Allerdings kam es dann zu Problemen durch diese Notkühlung, die, wie es üblich ist, durch unabhängige Dieselgeneratoren vorgenommen wird. Hier wurden einige durch den Tsunami weggerissen oder schwer beschädigt.
  4. Der Batteriebetrieb, der die Zeit bis zum Austausch von defekten Generatoren eigentlich überbrücken sollte, hat nur bis Samstag Vormittag gereicht, da durch die zerstörte Infrastruktur und andere Schäden keine Ersatzgeneratoren in der benötigten Zeit herangeschafft werden konnten bzw. nicht lauffähig gebracht wurden. An dieser Stelle fehlen genauere Informationen oder hat jemand einen aktuelleren Stand zum Thema  Ersatzgeneratoren?
  5. Es wird nun auch Meerwasser zur Kühlung in den Reaktor gepumpt, damit alle Brennstäbe weiterhin unter Wasser bleiben. Das Problem hierbei ist, dass durch die große Hitze Wasserstoff entsteht und dieser irgendwohin abgeleitet werden muss. Der entstandene Wasserdampf sowie der Wasserstoff wurden nun nicht direkt nach außen, sondern in das „Containment“ abgelassen, um den Druck im Reaktordruckbehälter zu verringern und den Kühlkreislauf funktionsfähig zu halten.
  6. Der Wasserdampf kann nicht komplett gefiltert werden und ist leider leicht verseucht. Der Wasserstoff sammelt sich an der Decke des Containments und entzündet sich irgendwann in einem großen Knall, kann er nicht rechtzeitig nach außen abgelassen werden.

Zwischenfazit: Meiner Meinung nach wurde hier fast schon komplett vorbildlich gehandelt und kontrolliert vorgegangen, soweit es im Rahmen der Katastrophe möglich war. Auch eine teilweise Kernschmelze durch zu wenig Külwasser ist zunächst einmal kein Beinbruch, solange die Strahlung im Containment bleibt und der Druck kontrolliert abgelassen wird.

Leider war das aber nach den Meldungen und Sichtungen in den vergangenen Tage nicht möglich gewesen, so dass es zu Explosionen bei den Kraftwerken in Fukoshima kam, die das Containment aufrissen. Dadurch tritt die Dampfwolke aus und es kommt zu einer erhöhten Strahlenbelastung in der Umgebung. Solange aber weiterhin die Brennelemente selbst mit Wasser bedeckt und fortlaufend gekühlt werden, ist auch bei Verlust des Containments die Strahlenbelastung im Regelfall im Rahmen der festgelegten Grenzwerte.
Der Grenzwert liegt übrigens bei 500 Millisievert, nachstehend einige Vergleichswerte. (Quelle: Wikipedia )

  • Kernspintomographie: 10-25 mSv
  • Ein AKW-Mitarbeiter darf sich in Deutschland im jahr 20 mSv aussetzen, in Einzelfällen bis zu 50 mSv/Jahr.
  • Ein Flugkapitän (Höhe: 10km) setzt sich in etwa 30 mSv/Jahr aus.
  • Astronauten bekommen in einem Space-Shuttle etwa 200 mSv (bei ruhiger Sonne, 300km Höhe) ab, außerhalb der abgeschirmten Teile bis zu 500 mSv.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurde der Vorfall in Fukoshima bisher auf der INES-Skala (Skala für Störungsschweregrade) auf Stufe 4 von 7 eingeordnet. Zum Vergleich: Tschernobyl war Stufe 7 und Three Mile Island in den USA Stufe 5.


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